Christoph Hein

Der deutsche Schriftsteller, Dramatiker, Übersetzer und Essayist Christoph Hein wurde am 8. April 1944 in Heinzendorf in Schlesien geboren. Nach der Flucht der Familie wuchs er in Bad Düben bei Leipzig auf. Sein Vater war Pfarrer. Aufgrund der väterlichen Profession erhielt Christoph Hein keine Zulassung für das Abitur in der ehemaligen DDR. Er wechselte deshalb 1958 als Internatsschüler auf ein Gymnasium in West-Berlin, das er ohne Abschluss verlassen musste, da der Mauerbau ihm einen weiteren Aufenthalt verunmöglichte.
In den 60er Jahren arbeitete Christoph Hein als Kellner, Montagearbeiter, Buchhändler, Schauspieler in kleineren Rollen und Regieassistent. Es gelang ihm 1964 das Abitur in einer Abendschule nachzuholen. Darauf folgte ein Studium der Philosophie und Logik in Leipzig.
Nach dem Studium war Hein unter der Intendanz von Benno Besson Dramaturg und gemeinsam mit Heiner Müller Hausautor an der Ostberliner Volksbühne. Sein erstes Stück, Schlötel oder Was solls, wurde 1974 mit großem Erfolg uraufgeführt. 1979 verließ er mit Benno Besson die Volksbühne und arbeitet seitdem als freier Schriftsteller.

Seine Erzählungen unter dem Titel Einladung zum Lever Bourgeois begründeten seinen schriftstellerischen Ruhm, es folgte unmittelbar die Novelle Der fremde Freund/ Drachenblut. Schon in diesen ersten Werken stellten die literarischen Figuren indirekt Fragen nach individuellen und politischen Veränderungen, nachdem sie als Intellektuelle sich in keinem System mehr zuhause fühlten.

Christoph Hein positionierte sich von Beginn an als Schriftsteller dezidiert politisch. Parallel zu seinem Schreiben forderte er als Bürger der DDR diesen Staat immer wieder heraus. Bereits 1987 forderte er mit Günter de Bruyn die Abschaffung der Zensur. 1989 hielt er auf dem Berliner Alexanderplatz im Rahmen der Kundgebung des Verbandes der Kulturschaffenden vor einem Millionenpublikum eine wegweisende Rede. Seine bürgerrechtlichen Aktivitäten endeten nicht mit dem Mauerfall. Auch im wiedervereinten Deutschland meldet sich Christoph Hein regelmäßig öffentlich zu Wort, so protestierte er gegen den Golfkrieg und setzt sich immer wieder gegen ausländerfeindliche Tendenzen in Deutschland auseinander.

Sein vieldiskutierter Roman Horns Ende (1985) verweist auf die nationalsozialistische Vorgeschichte der DDR, ein ungern gesehenes Thema, Der Tangospieler porträtiert einen aufgrund von absurden Vorwürfen verhafteten Historiker, der nach seiner Haftentlassung schwer ins Leben zurückfindet, für die Staatssicherheit ein gefundenes Fressen ist und wieder ins System eingeschleust wird, weil sich die politischen Vorzeichen geändert haben.

1989 erhält Hein einen Poetik-Lehrstuhl an der Folkwang Universität in Essen. Als jahrelanger Mitherausgeber der Zeitung "Freitag. Die Ost-West Wochenzeitung" beschäftigte Hein sich mit der deutsch-deutschen Gegenwart auch feuilletonistisch. 1998 bis 2000 war Christoph Hein Präsident des vereinigten deutschen P.E.N. Zentrums, seit 2014 ist er Ehrenmitglied.

Als Molière und Racine Übersetzer ist er im dramatischen Fach tätig, das er die ganzen Jahre mit vielgespielten Theaterstücken genauso sein eigen nennt. Legendär die Uraufführung seines Stückes Die Ritter der Tafelrunde 1989 am Staatsschauspiel Dresden, das als Abgesang auf die politische Leitung verstanden und frenetisch gefeiert wurde.
Christoph Hein wurde 2004 vom damaligen Kultursenator Thomas Flierl als designierter Intendant des Deutschen Theaters Berlin ab 2006/2007 der Presse vorgestellt, trat aber vor seinem Antritt von seinem Amt zurück. Ein kulturpolitischer Sturm, gepaart mit massiven Vorverurteilungen und einer schwierigen Haushaltslage verunmöglichten Hein die Intendanz.

Mit der Verfilmung des Romans Willenbrock durch den Regisseur Andreas Dresen wurde Christoph Hein einem breiten Publikum bekannt.Mit In seiner frühen Kindheit ein Garten widmete sich Hein einem Kapitel bundesdeutscher Geschichte um einen ehemaligen RAF Terroristen, der erschossen wird und dessen Tod einen politischen Skandal ausläst. In Landnahme, Frau Paula Trousseau und Weiskerns Nachlass finden sich kämpferische Protagonisten, die sich ihre Lebenswelt hart erarbeiten.Mit seinem neuesten Band Vor der Zeit: Korrekturen wendet sich Hein der Alten Welt zu, um sie als Referenz für die Neue Welt zu nehmen.

Der vielfach ausgezeichnete Christoph Hein hat zwei Söhne, von denen der Arzt Jakob Hein auch als Schriftsteller bekannt geworden ist. Seine verstorbene erste Frau Christiane Hein war eine arrivierte Filmregisseurin. Hein ist in zweiter Ehe mit der Opernsängerin Maria Husmann verheiratet und lebt in Berlin und Brandenburg.

Auszeichnungen

1982: Heinrich-Mann-Preisder Akademie der Künste der DDR
1983: Deutscher Kritikerpreis
1986: Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses für den Ersten Roman
1989: Stefan-Andres-Preis (Stadt Schweich an der Mosel)
1989: Lessing-Preis der DDR (Ministerium für Kultur)
1990: Erich-Fried-Preis (Wien)
1992: Ludwig-Mühlheim-Preis für religiöse Dramatik
1992: Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung
1994: Bundesverdienstkreuz
1998: Peter-Weiss-Preisder Stadt Bochum
2000: Solothurner Literaturpreis
2000: Zonser Hörspielpreis
2002: Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
2003: Calwer Hermann-Hesse-Stipendium
2004: Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg
2004: Ver.di-Literaturpreis Berlin-Brandenburg
2008: Walter-Hasenclever-Literaturpreis
2010: Eichendorff-Literaturpreis
2011: Gerty-Spies-Literaturpreis
2012: Uwe-Johnson-Preis
2013: Internationaler Stefan-Heym-Preis

Programm:

16. Oktober


17 bis 19.30 Ihr Der fremde Freund / Drachbenblut

  • Kurzer Ausschnitt mit Thomas Thieme, Julia von Sell, Elisabeth Orth, Andrea Schurian aus John D.
  • Begrüßung Andrea Schurian
  • Der Stoff ist der Autor selbst (aus: Öffentlich arbeiten) mit Julia von Sell, Elisabeth Orth, Thomas Thieme
  • Nachtfahrt und früher Morgen mit Jakob Hein
  • Drachenblut/Der fremde Freund mit Valerie Fritsch und Florian Teichtmeister
  • Jakob Hein über Christoph Hein
  • Christoph Hein und Hartmut Rosa im Gespräch

20.15 bis 22 Uhr Willenbrock

  • Brief an Sarah (aus: Als Kind habe ich Stalin gesehen) mit Elisabeth Orth
  • Horns Ende mit Julia von Sell, Felix Mitterer, Tomas Zierhofer-Kin
  • Willenbrock mit Thomas Thieme

17. Oktober


17.10 bis 19.30 Uhr Theater

  • Die schlummernde Venus (aus: Von allem Anfang an) mit Radek Knapp
  • Hamlet (aus: Als Kind habe ich Stalin gesehen) mit Juergen Maurer
  • Eine Frage der Macht (aus: Exekution eines Kalbes) mit Valerie Fritsch
  • Jannings & Tilla mit Thomas Thieme und Dominic Oley
  • Verlage, Verleger, Zensur (aus: Als Kind habe ich Stalin gesehen) mit Jakob Hein
  • In Acht und Bann mit Valerie Fritsch, Radek Knapp, Juergen Maurer, Thomas Thieme, Florian Teichtmeister, Dominic Oley, Jakob Hein (?)
  • Jannings & Tilla mit Erni Mangold pfeilChristoph Hein und Bettina Hering im Gespräch

20.15 Uhr In seiner frühen Kindheit ein Garten

  • In seiner frühen Kindheit ein Garten mit Juergen Maurer
  • Frau Paula Trousseau mit Ursula Strauss
  • Korrekturen mit Christoph Hein, Erni Mangold und Ursula Strauss
16. & 17.10.2015
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