Herta Müller

Franz Kafkas vielzitierter Satz von der Literatur, die eine Axt sein müsse „für das gefrorene Meer in uns“, beschreibt präzise das Werk der Nobelpreisträgerin des Jahres 2009, Herta Müller. In ihren Romanen wie auch in ihrer Lyrik weitet sie die Grenzen des Sagbaren auf und scheut auch nicht davor zurück, den Lesern ihre subversiven wie auch ihre verletzlichen Seiten zu offenbaren. Ihre Bücher - vom ersten Kindheitsbuch „Niederungen“, über die Prosabände „Barfüßiger Februar“, „Der Fuchs war damals schon der Jäger“, oder „Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“, bis hin zu den Essays und ihren lyrischen Gedicht-Collagen wie „Unser Leben/ war kompliziert in 7 Arten“ - führen immer wieder aufs Neue durch die Schrecken einer Diktatur. In ihrem Buch „Atemschaukel“, das 2009, im Jahr ihrer Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis erschien, erzählt Herta Müller von Schicksalen der rumäniendeutschen Zwangsarbeiter in Stalins Straflagern und davon, was der Mensch auszuhalten vermag. Sie gilt als Chronistin des Alltagslebens unter einem autoritären Regime, wobei auch immer wieder das eigene Leben in ihre Literatur hineinspielt - ihre Zerrissenheit durch ein „Leben im Transit zwischen Rumänien und Deutschland“.
Herta Müller wurde 1953 in Nitzkydorf im rumänischen Banat geboren, als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit, die von den Kommunisten verfolgt wurde, weil die Männer von Deutschland zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Herta Müllers Großvater im Ersten, der Vater im Zweiten Weltkrieg.
Sie studierte Germanistik und rumänische Literatur in Timișoara. Wegen der Drangsalierungen des rumänischen Geheimdiensts flüchtete sie 1987 aus Ceausescus Folterstaat nach Deutschland. Den Irrsinn der Securitate musste sie noch ein zweites Mal am eigenen Leib erfahren, als sie in Westdeutschland ins Visier des Bundesnachrichtendienstes BND geriet, der ihr genau das vorwarf, was sie in ihrer Heimat verweigert hatte: Ein Spitzel von Ceausescus berüchtigtem Geheimdienst gewesen zu sein.
Als „Stachel im Fleisch“ empfindet Herta Müller bis heute das Schicksal ihrer Mutter. Nach dem Vormarsch der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, wurden sämtliche in Rumänien lebenden Deutschen zwischen 17 und 45 Jahren für den „Wiederaufbau“ der im Krieg zerstörten Sowjetunion zur Zwangsarbeit in Arbeitslager deportiert – darunter auch Herta Müllers Mutter. Dass dieses Thema wegen der nationalsozialistischen Verstrickung Rumäniens bis heute tabu ist, deutet die Schriftstellerin als einen weiteren, starken „Erzählauftrag“.

Eine Übersicht der im Hanser Literaturverlag erschienenen Werke von Herta Müller finden sie hier: https://www.hanser-literaturverlage.de/autor/herta-mueller/

Programm:

13. April


17.00 - 19.30 Der Fremde Blick oder Das Leben ist ein Furz in der Laterne

  • DER FREMDE BLICK es liest Elisabeth Ort
  • NIEDERUNGEN es lesen Marlen Diekhoff und Albert Kitzl
  • HUNGER UND SEIDE es lesen Ruth Brauer, Nava Ebrahimi und Martin Vischer
  • Herta Müller im Gespräch mit Ernest Wichner

20.15 – 22.00 Herztier

  • Norbert Otto Eke über Herta Müller
  • REISENDE AUF EINEM BEIN es lesen Verena Altenberger und Merlin Sandmeyer
  • HERZTIER es liest Barbara Schnitzler

14. April


17.00 – 19.15 Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett 

  • CHRISTINA UND IHRE ATTRAPPE ODER WAS (NICHT) IN DEN AKTEN DER SECURITATE STEHT Es liest Marlen Diekhoff
  • EINE WARME SUPPE IST WIE EIN WARMES BETT / DRÜCKENDER TANGO es lesen Aenne Schwarz und Lukas Miko
  • Herta Müller zeigt Collagen
  • Herta Müller im Gespräch mit Bettina Hering

20.00 – 22.00 Atemschaukel

  • DER KÖNIG VERNEIGT SICH UND TÖTET / IMMER DERSELBE SCHNEE UND IMMER DERSELBE ONKEL es lesen Maja Haderlap, Franz Josef Czernin und Johannes Terne
  • ATEMSCHAUKEL es lesen Herta Müller und Proschat Madani
13. & 14.04.2018
13. & 14.04.2018

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