Louis Begley

Am 18. und 19. Oktober 2013 war der New Yorker Bestsellerautor Louis Begley bei "Literatur im Nebel" in Heidenreichstein in der Margithalle zu Gast. Nach Salman Rushdie (2006), Amos Oz (2007), Jorge Semprun (2008), Margaret Atwood (2009), Hans Magnus Enzensberger (2010), Nuruddin Farah (2011) und Ljudmila Ulitzkaja (2012) war er der achte Ehrengast dieses Literaturfestivals im nördlichen Waldviertel.

Leben

Der Schriftsteller und Jurist im Ruhestand, Louis Begley, wurde am 6. Oktober 1933 in Stryi, damals zu Polen, heute zur Ukraine gehörig, geboren. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde Stryi und das nahegelegene Lwów von russischen Truppen besetzt, 1941 von der deutschen Armee erobert. Begleys Vater, ein Arzt, musste sich den russischen Truppen anschließen und verbrachte die Kriegsjahre fast ausschließlich in Smarkand. Louis Begleyblieb als Einzelkind mit seiner Mutter in Stryi. Sie flüchteten mit falschen Papieren, die ihnen eine arische und katholische Identität verliehen, kurz vor der Errichtung des Ghettos in Stryi nach Lwów und weiter nach Warschau. Nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto gab es in Krakau eine Familienzusammenführung mit Begleys Vater. Bis 1946 blieben sie in Krakau, nach wie vor unter falschem Namen und ohne ihre jüdische Identität preiszugeben.

Über Paris gelangte die Familie im März 1947 nach New York City und änderte ihren ursprünglichen Namen Begleiter in Begley. In Brooklyn besuchte Begley die Erasmus Hall High School und besuchte danach das College in Harvard. Das wiederum schloss er mit höchster Auszeichnung in Englischer Literatur ab, mit berühmten Kommilitonen an seiner Seite, wie zum Beispiel John Updike. Nach seinem Studium diente er in der amerikanischen Armee, zuletzt im deutschen Göppingen.
1956-59 studierte er mit größtem Erfolg an der berühmten Harvard Law School und arbeitete in der Folge als Rechtsanwalt.
Er heiratete 1956 Sally Higginson, von der er 1970 geschieden wurde. Mit seiner zweiten Ehefrau, der französischen Schriftstellerin Anka Muhlstein, lebt Louis Begley in New York. Louis Begleys drei Kinder sind alle künstlerisch tätig und leben in Paris, England und Amerika, die beiden Söhne von Anka Muhlstein in Tokyo und New York City mit insgesamt sieben Kindern, resp. Enkelkindern.

Werk

Spät verfasste Louis Begley seinen ersten Roman Lügen in Zeiten des Krieges während eines beruflichen Sabbaticals. Seine autobiographischen Erlebnisse in Polen unter der Herrschaft der Nazis als getarnter Jude aus der Sicht eines Jungen wurden 1991 zum großen Erfolg. Er blieb weiterhin als Anwalt tätig, steigerte aber seine schriftstellerische Produktivität. In schneller Abfolge erschienen Wie Max es sah (1995), Der Mann, der zu spät kam (1996), Schmidt (1997) wurde mit Jack Nicholson in der Titelrolle verfilmt und zum Welterfolg, Mistlers Abschied (1998), Schmidts Bewährung (2000), Schiffbruch (2003), Ehrensachen (2007), Der Fall Dreyfus (2009) und Schmidts Einsicht (2011).

Die Themen von Begleys Romanen kreisen nach seinem Erstling, der sich mit seiner konkreten Vergangenheit auseinandersetzt, hauptsächlich um die Situation und die Probleme der finanziellen Oberschicht und sind nicht selten in New England angesiedelt. Der berufliche Aufstieg und die damit verbundenen Fragen nach Macht und deren moralischen Komponenten, in Folge dessen auch des Machtverlusts, die Auflösung von Familienstrukturen, Fragen des Alters, der Vergänglichkeit und des Todes sind immer wiederkehrende Topoi, die Begley ohne Sentimentalität aber mit dem scharfen, analytischen Blick des Anwaltes untersucht und auf ihren Gehalt abklopft.

Als brillanter Essayist hinterfragt er die amerikanische Gegenwart und bringt sie uns näher. Unter seinen Auszeichnungen befinden sich unter anderem der PEN/Ernest Hemingway Fiction Award, der Prix Médicis Étranger, der Jeanette-Schocken-Preis, der American Academy of Arts and Letters Award, der Konrad Adenauer-Stiftung Literaturpreis. Louis Begley war Präsident des amerikanischen PEN Clubs von 1993-1995 und ist Chevalier de L’Ordre des Arts et Lettres.
Im Herbst 2013 erscheint sein neuester Roman Erinnerungen an eine Ehe.

Sondervorführung bei freiem Eintritt
"About Schmidt"
USA, 2002, nach dem Buch von Louis Begley
R: Alexander Payne
D: Jack Nicholson, Kathy Bates, u.a.
Verleih: Warner Brothers
EmU

Samstag, 19.10.2013
Beginn 11 Uhr
Margithalle Heidenreichstein
Eintritt frei, freie Platzwahl, beschränktes Platzangebot
Einlass ab 10.30h

Pressestimmen zu Literatur im Nebel 2013
Salzburger Nachrichten
Der Standard
ORF

Programm:

18. Oktober


17 bis 19.30 Uhr Lügen in Zeiten des Krieges

Wer ist der Romanautor in Wirklichkeit? es liest Robert Schindel Anka Muhlstein über Louis Begley
Lügen in Zeiten des Krieges es lesen Zdenka Becker, Michael König, Sami Loris
Louis Begley im Gespräch mit mit Michael Krüger


20.15 bis 22 Uhr Sozialer Aufstieg und Verführung

Der Mann, der zu spät kam es lesen Pauline Knof, Michael Krüger
Schiffbruch es lesen Ute Heidorn und Andreas Patton
Ehrensachen es lesen Clemens Berger, Philipp Hauß, Sami Loris

19. Oktober


17 bis 19.30 Uhr About Schmidt

Schmidt/Schmidts Bewährung/Schmidts Einsicht es lesen Franziska Hackl, Pauline Knof, Barbara Petritsch, Anna Weidenholzer, Peter Stephan Jungk und August Schmölzer
Louis Begley im Gespräch mit Marion Kollbach und Raoul Kneucker Fortsetzung mit Schmidts Einsicht


20.15 bis 22 Uhr Erinnerungen an eine Ehe

Mistlers Abschied es liest Elisabeth Orth
Erinnerungen an eine Ehe es lesen Louis Begley und Sylvie Rohrer

18. & 19.10.2013
18. & 19.10.2013

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