Nuruddin Farah

Am 21. und 22. Oktober 2011 wird der somalische Schriftsteller Nuruddin Farah bei "Literatur im Nebel" in Heidenreichstein zu Gast sein.

Nach Salman Rushdie, Amos Oz, dem vor kurzem verstorbenen Jorge Semprún, Margaret Atwood und Hans Magnus Enzensberger ist er der sechste Ehrengast dieses Literaturfestivals im nördlichen Waldviertel.

Nuruddin Farah ist einer der bedeutendsten Schriftsteller Afrikas. Der Großteil seines Werkes widmet sich dem Zerfall des Staates Somalia und dem Kampf seiner Einwohner um das nackte Überleben. Motive und Auswirkungen der Gewalt und Unterdrückung in all ihren Spielformen - insbesondere auch gegen die Frauen - beschreibt er akribisch und stellt dagegen Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit und soziale Verantwortung.

Farah schildert das heutige Leben in Afrika eindringlich, packend und klarsichtig. Einerseits aus der Perspektive des Exilanten, der gebürtiger Somalier lebt seit vielen Jahren in der Diaspora, andererseits aber mit schriftstellerischen Mitteln, die seine Herkunft aufzeigen und mitten in das Herz Afrikas zielen.

In den ersten Tagen nach der Flucht hat das Leben von Flüchtlingen etwas Gehetztes, da die Unermesslichkeit ihres Verlusts sie völlig unvorbereitet trifft. Zuerst beherrscht ihre Gedanken nur die Gnadenlosigkeit des Überlebens. Sie scharen sich zusammen, versammeln sich im Schatten eines Baums oder im Schein eines Lampenmasts, dem neuen Totempfahl ihrer Zusammengehörigkeit. Die Flüchtlinge ergehen sich in traurigen Erinnerungen. Sie wenden Millionen Arbeitsstunden Flüchtlingszeit für Introspektion und Selbstanalyse auf; dementsprechend fühlen sie sich am Ende des Tages depressiver als beim Erwachen. Flüchtling zu sein heißt lebensmüde zu sein. Wenden sich deshalb so viele religiösen Gedanken zu und grübeln über den Fluch nach, der sie und ihr Land heimgesucht hat? Später, in den kurzen Nachtstunden, geben viele in der Privatsphäre der Finsternis, in der ihnen nur die Schlaflosigkeit zuhört, sich selbst ihre geheimen Nöte und Ängste kund. Auf diese Art verarbeiten sie, was sie quasi unbewusst getan haben. Endlich begreifen sie, dass sie Kismayo, die Küstenstadt im Süden, als Somalis verlassen haben und in Mombasa als »Flüchtlinge« angekommen sind. Nur eine viertägige Seereise trennt sie physisch von Somalia, doch die Entfernung wächst, wenn sie in der Erinnerung durchmessen wird. Sie haben wohl, als sie Kismayo verließen und staatenlos in Kenia ankamen, die Brücken gesprengt, die sie mit ihrem Land verbanden."
Nuruddin Farah aus: Yesterday, Tomorrow; Stimmen aus der somalischen Diaspora, Suhrkamp Verlag, 2000

Biografie (PDF)

Werkverzeichnis (PDF)

Programm:

21. Oktober


17 bis 19.30 Uhr Somalia

Ankunft in Mogadischu es liest Klaus Maria Brandauer
Ilija Trojanow über Nuruddin Farah
In Mogadischu es lesen Maria Schrader und Klaus Maria Brandauer
Nuruddin Farah im Gespräch mit Andreas Pfeifer


20.10 bis 22 Uhr Afrikanische Diktaturen; Variationen

Bruder Zwilling es lesen Dorothee Hartinger, Anna-Elisabeth Mayer und Cornelius Obonya
Vortrag von Georg Lennkh
Somalische Diaspora es liest Maria Schrader

22. Oktober


17 bis 19.30 Uhr Aus einer gekrümmten Rippe

Warum ich schreibe es lesen Beatrice Achaleke und Thomas Glavinic
Aus einer gekrümmten Rippe es lesen Sabine Haupt, Julya Rabinowich
und Florentin Groll
Nuruddin Farah im Gespräch mit Marie-Roger Biloa
Flucht es liest Elisabeth Orth


20.15 bis 22 Uhr Crossbones

Maps es lesen Andrea Breth und Sven-Eric Bechtolf
Crossbones es lesen Nuruddin Farah und Dörte Lyssewski

21. & 22.10.2011
21. & 22.10.2011

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